Mit Melodien aus den Vereinigten Staaten haben die Musikvereine aus Bauschlott und Göbrichen ihr
Publikum begeistert. Keine Angst: Anspielungen auf Politik und Präsident kamen nicht vor.
Dynamisch in Szene gesetzte Klangbilder lassen an galoppierende Pferde denken, an weite Landschaften, an die unerbittlich brennende Wüstensonne, an Abenteuerlust und den Wilden Westen. Schon beim ersten Stück, der Appalachian Overture, sorgt die äußerst dichte, auf den kompositorischen Gehalt fokussierte Interpretation für mannigfaltige Assoziationsmöglichkeiten. Die Musikvereine aus Bauschlott und Göbrichen präsentieren bei ihrem Konzert ausschließlich Stücke, die Bilder vor dem inneren Auge erzeugen und Emotionen transportieren. Der Samstagabend steckt in der Gräfin-Rhena-Halle voller Magie und Zauber, voller Lebensfreude und Energie, kurzum: voller Atmosphäre. Es ist bereits das zweite Mal, dass die beiden Vereine ein gemeinsames Abendkonzert geben: als Orchestergemeinschaft Neulingen, vereint in großer Harmonie. „Wir gehören inzwischen fest zusammen“, sagt Sandra Apel, die im Bauschlotter Vorstand für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Sie hat den Eindruck, dass sich die Musiker bestens verstehen und die Grenzen zwischen den beiden Vereinen allein schon deshalb immer mehr verschwimmen, weil sie das ganze Jahr zusammen proben, immer in der Gräfin-Rhena-Halle und unter der Leitung von Philipp Zink.
Inzwischen bestreiten sie alle Auftritte gemeinsam, auch bei Festen und Gastspielen. Nachdem die beiden Vereine im Jugendbereich vorher schon länger kooperiert hatten, entstand im vorigen Jahr anlässlich des 50. Geburtstags der Gemeinde Neulingen die Idee, diesen Schritt auch bei den Erwachsenen zu wagen. Mit Erfolg. „Wir sind positiv überrascht, wie gut das klappt, auch zwischenmenschlich“, sagt Wolfgang Beck. Der Göbricher Vorsitzende sieht in der Kooperation zahlreiche Vorteile, etwa einen größeren, für mehr Volumen und Flexibilität sorgenden Klangkörper und Synergieeffekte beim Vorbereiten von Konzerten, beim Verteilen von Diensten und Verwaltungsaufgaben. Für ihn steht fest: „Das ist die Zukunft der Blasmusik in Neulingen.“ Wie sie klingt, zeigt beim Konzert zuerst das Jugendorchester, das unter der Leitung von Andreas Kubatov große Stilsicherheit beweist: sowohl bei einer zupackend gespielten Ouvertüre als auch bei einem aufregenden Ritt durch den Wilden Westen und einem mystisch anmutenden Ausflug ins Zauberland.
Mit dem großen Blasorchester geht es anschließend in die Vereinigten Staaten. Unter der Leitung von Philipp Zink kredenzen die mehr als 50 Musiker ikonische Melodien, vor allem aus Filmen und Musicals: Stücke, die längst Generationen verbinden. Mit Finesse transportieren die Musiker die verschiedenen Stimmungen, die im „Chorale and Shaker Dance“ stecken, mal temporeich und fordernd, mal zurückhaltend und nachdenklich. Die jubilierende Fanfare gibt es ebenso zu hören wie das dumpfe Brummen und das leise Flüstern. Mit Melodien von Ennio Morricone öffnet sich der Wilde Westen, mit Ausschnitten der West Side Story entsteht ein Kaleidoskop an Farben und Formen, gefühlvolle Balladen und temperamentvolle Rhythmen inklusive. Geschickt lassen die Musiker bei einer Hommage an den Krieg der Sterne die Leitmotive in immer neuen Schattierungen auftauchen. Das Publikum dankt nicht nur ihnen mit tosendem Beifall, sondern auch jenen, die die beiden Musikvereine seit Jahrzehnten voranbringen. Göbrichen ehrt drei langjährige Musiker, darunter Kassier Rolf Elsäßer, der seit 50 Jahren musiziert. Bauschlott zeichnet die Gründungsmitglieder Ewald und Helmut Fuchs, Wilhelm Stößer, Werner Scheuble und Helmut Baumann für 70 Jahre Vereinstreue aus. – Nico Roller
