Wenn in der Halle alle Plätze belegt sind, wenn das Publikum am Ende den Applaus im Stehen spendet und lautstark nach einer Zugabe verlangt, dann ist das der unumstößliche Beweis dafür, dass man alles richtig gemacht hat, dass das Programm bestens angekommen ist. Wie im Flug vergeht die Zeit am Samstagabend beim Konzert des Bauschlotter Musikvereins. Unterstützt von den Sängern Jennifer Göbel und Stefan Keller, kredenzen sowohl das Jugendorchester als auch das große Blasorchester ihren Zuhörern drei Stunden lang einen musikalischen Leckerbissen nach dem anderen.
Melodien aus Musicals stehen im Mittelpunkt: große Hits genauso wie unbekannte Schätze. Die Bandbreite ist groß und reicht von „Fame“ bis „Chess“, von der Schönen und dem Biest bis zur Dreigroschenoper. „Das wollten wir schon länger mal machen“, sagt Sandra Apel, die im Vereinsvorstand für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist und weiß, dass sowohl die Musiker als auch die Zuhörer vergangener Konzerte immer wieder den Wunsch nach einem Abend rund um Musicals geäußert hatten.
Nun ist er in Erfüllung gegangen – und hat dem Verein ein volles Haus beschert: Apel schätzt, dass am Samstagabend mehr als 300 Gäste in die Gräfin-Rhena-Halle gekommen sind – und damit so viele, dass man kurz vor dem Konzert noch nachbestuhlen musste. Alle freuen sich, als das Programm beginnt und das Jugendorchester die Bühne betritt. Aktuell sind dort um die 25 Nachwuchsmusiker aktiv, die sich jeden Dienstagabend für rund eine Stunde zum Proben treffen. Zusammen mit ihrem Dirigenten Andreas Kubatov studieren sie immer wieder neue, altersgerechte, aber durchaus anspruchsvolle Stücke ein. Für das Konzert haben sie seit den Sommerferien zwei Titel vorbereitet, in denen sich alles um Aladdin dreht: den Helden aus Tausendundeiner Nacht. Von der Leistung der Nachwuchsmusiker ist das Publikum begeistert: Tosender Beifall und der Wunsch nach einer Zugabe sind ihnen ebenso sicher wie anschließend dem großen Blasorchester, das unter Philipp Zinks Leitung eigentlich in die Welt der Musicals entführen wollte.
Eigentlich wohlgemerkt, denn auf dem Programm stehen auch zwei Stücke, die etwas aus dem Rahmen fallen: die farbenreichen „Dance Variants“ und das viele Facetten umfassende „By the River“. Beide will das Orchester beim überregionalen Oberstufen-Leistungsspielen des Blasmusik-Kreisverbands vor einer Fachjury zum Vortrag bringen – und hofft auf eine gute Bewertung. Beim Publikum in der Gräfin-Rhena-Halle jedenfalls kommt die musikalische Darbietung bestens an. Wie ein Uhrwerk funktioniert das Orchester, das sich einmal in der Woche zum Einstudieren neuer Stücke trifft, vor dem Konzert zusätzlich einen Probetag und ein Übungswochenende eingelegt hat. Die insgesamt zwölf Stücke hat Dirigent Zink so ausgewählt, dass im Programm ein roter Faden erkennbar wird.
Zupackend präsentieren die rund 45 Musiker ein Medley aus dem „Tanz der Vampire“, zart entfalten sie die Ballade „I Dreamed a Dream“ aus „Les Misérables“, elegant lassen sie bei „Beauty and The Beast“ einen filigranen Klangteppich entstehen. Neben Zink stehen bei vielen Stücken die beiden Sänger Jennifer Göbel und Stefan Keller auf der Bühne. Beide haben eine starke, ausdrucksvolle Stimme, beiden gelingt es hervorragend, Inhalt und Aussage der Texte zu transportieren. Die Mezzosopranistin glänzt mit nuancierter Intonation, der Tenor mit zartem Schmelz. Am besten ist es, wenn Göbel und Keller im harmonischen Duett singen, wenn sich ihre Stimmen vereinen. In „Somewhere“ aus der „West Side Story“ erzählen sie die Liebesgeschichte von Tony und Maria, in „You Can’t Stop The Beat“ aus „Hairspray“ setzen sie ein Zeichen für Respekt. – Text und Fotos: Nico Roller