Musik trifft auf Tanz und Klebeband

Musikverein Bauschlott gibt abwechslungsreiches Konzert mit Ballett-Tänzerinnen und Solist

Zackige Märsche, gemütliche Walzerseligkeit, eine feurige Polka, beschwingte Tänze und ein furios-rauschendes Finale: Verschiedene Stile treffen in der Suite für Varieté-Orchester von Dmitri Schostakowitsch aufeinander und gehen eine fruchtbare, für den Zuhörer höchst unterhaltsame Symbiose ein. Die vermutlich in den 1950er-Jahren entstandene Komposition steckt voller bunter Farben und Überraschungen. Am Samstagabend steht sie im Mittelpunkt eines Konzerts, das der Bauschlotter Musikverein in der Gräfin-Rhena-Halle gibt. Es handelt sich dabei aber nicht um irgendein Konzert, sondern um eines anlässlich der 950-Jahr-Feier von Bauschlott, um eines, das Musik, Tanz und Kunst verbindet und den guten Zweck in den Mittelpunkt rückt: Während die Musiker spielen, lässt die Künstlerin Annika Gutekunst von der Agentur „Dumbo and Gerald“ ein Bild aus Klebeband entstehen. Zusammen mit zwei weiteren, bereits vor dem Konzert fertiggestellten Kunstwerken kann es noch bis zum 6. Dezember ersteigert werden. Der Erlös geht an die PZ-Hilfsaktion „Menschen in Not“.

Auf das Konzert hatte der Verein sich schon lange vorbereitet. „Wir sind sehr froh, dass es jetzt geklappt hat“, sagt Vorstandsmitglied Sandra Apel: „Wir wollten etwas Außergewöhnliches machen und verschiedene Kunstformen zusammenbringen.“ Das Förderprogramm „Impuls“ machte es möglich. Intensiv haben die rund 45 mitwirkenden Musiker seit September geprobt. Die Gesamtleitung hat Philipp Zink inne. Die Bauschlotter Musiker spielen Schostakowitschs Komposition präzise und straff, legen ein hohes Tempo vor und schaffen es, das Publikum vom Anfang bis zum Ende zu fesseln. Von Langeweile keine Spur. Zusammen bilden sie einen großen Klangkörper, in dem die Anteile der einzelnen Instrumentengruppen wohl austariert erscheinen.
Hinter ihnen, auf der Bühne der Halle, setzen 25 Tänzerinnen der Ballettschule von Nadine Elskamp die Musik in einer fein abgestimmten Choreografie in Bewegung um: ausdruckstark, mit schönen Figuren, Sprüngen und Pirouetten. Es ist das erste Mal, dass Ballettschule und Musikverein kooperieren. Und es ist das erste Mal, dass die Tänzerinnen zu live gespielter Musik auftreten. Mit Aufnahmen des Orchesters haben sie sich auf das Tempo vorbereitet. Mehr als zwei gemeinsame Proben hat es nicht gegeben. „Die Schülerinnen haben das richtig toll gemacht“, sagt Elskamp.

Viel Applaus erhalten auch die Musiker, die die mitreißende „Fanfare in Jubilo“ von Thomas Doss ebenso im Gepäck haben wie den voller Kontraste steckenden ersten Teil der „Armenian Dances“ von Alfred Reed und das an Volksmusik erinnernde „Mock Morris“ von Percy Aldridge Grainger. Als Solist steht Posaunist Thomas Lischke im Rampenlicht. In Nikolai Rimski-Korsakows Konzert für Posaune begeistert er inmitten zart-romantisch vor sich hin fließender Melodien mit nuancierter Spielweise und perfekt auf das Orchester abgestimmter Intonation. Dessen Musiker weben einen
feinen Klangteppich, auf dem Lischke effektvoll Akzente setzt.

Am Ende des Konzerts ist auch Tape- Art-Künstlerin Annika Gutekunst mit ihrem Bild so gut wie fertig. Sechs Stunden hat sie insgesamt dafür gebraucht und deswegen auch schon vor dem Auftritt der Musiker damit angefangen. Auf einer schwarzen Kunststoffplatte hat sie verschiedene Arten von Klebeband aufgebracht, wobei die Unterschiede nicht nur in der Farbe, sondern auch in der Struktur lagen. Auf dieselbe Weise sind vor dem Konzert noch zwei weitere Bilder entstanden, die ebenfalls für „Menschen in Not“ versteigert werden sollen. Bis zum Nikolaustag können noch Angebote abgegeben werden: per Mail oder direkt bei den Mitgliedern des Musikvereins. Bis dahin gibt es die Kunstwerke auch im Bauschlotter Rathaus zu sehen. – Nico Roller